Kann eine Regierung in einer parlamentarischen Demokratie ein Gesetz beschließen und verkünden?
Die Antwort lautet: NEIN!
Wenn dich das jetzt wundert, dann gehörst du zu denjenigen, die einen wesentlichen Punkt in unserer Demokratie nicht verstanden haben. Eine Regierung hat keine Gesetzgebungsbefugnis. Sie muss Gesetze befolgen, muss sie verwalten und ihre Regelungen durchführen. Sie kann Gesetzesänderungen vorschlagen, abschließen kann und darf sie sie nicht. Das ist das edelste und höchste Recht des Parlamentes. Man nennt das die Gewaltenteilung. Die Regierung, die Exekutive, muss die Gesetze ausführen, also exekutieren. Das Parlament, die Legislative, beschließt die Gesetze. Gerichte, also die Judikative, wachen unabhängig über die Einhaltung der Gesetze und bestrafen Gesetzesverstöße.
Wenn du jetzt anfängst und sagst, kenne ich, aber die eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus, die hatten doch alle zusammen, dann stimmt das nicht. Zum Beispiel wollte die Ampel ein paar Finanztöpfe aus Corona-Zeiten einfach in andere Haushaltsbereiche verschieben. Aber das Bundesverfassungsgericht hat dies als nicht gesetzeskonform erlaubt. Das war der Anfang vom Ende der Ampel. Auch werden Gesetzesvorlagen der Regierung im Bundestag fast immer verändert. Noch nie ist ein Gesetz so in den Bundestag herausgekommen als wie es hineingekommen ist. So lautet eine allseits bekannte Tatsache in einem parlamentarischen System. Die Krähen hacken sich gegenseitig doch ein Auge aus.
Nun kannst du behaupten, das sei doch ineffizient und teuer. Eine Regierung müsse doch regieren können. Aber das wäre dann nicht eine Demokratie. Demokratie bedeutet, dass eine Regierung keine totale Macht hat. Sie kann keine Gesetze beschließen, weil sie kontrolliert werden muss. Ihre Macht wird beschränkt. Demokratie heißt Beschränkung der Macht einer Regierung, und Entscheidungen über das Wohl des Landes müssen durch viele und nicht durch einen einzigen erfolgen. Und weil die Macht durch die Teilung der Gewalten beschränkt ist, sichert es die Freiheit von uns allen. Denn ein einziger darf nicht sagen, was richtig und was falsch ist.
Und weil vieler an den Gesetzen arbeiten, gibt es vorher natürlich Streit darüber, was richtig und was falsch ist. Das ist ein demokratischer Prozess. Nur in einer Diktatur gibt es keinen Streit, weil einer sagt, was gilt.
Nun kannst du zum Abschluss sagen, okay, ja das ist ja okay, aber doch irgendwie eine Selbstverständlichkeit. Das ist aber keine Selbstverständlichkeit mehr in Ländern, in denen die extreme Rechte an die Regierung gekommen ist, denn hier wird die Gewaltenteilung massiv ausgehöhlt. Dies ist in Russland schon vollzogen, in Polen und Ungarn wird die Gewaltenteilung angegriffen und auch in Italien versuchen die Neofaschisten, die demokratischen Grundregeln zu beschneiden. In den USA versucht ein Trump, die Gewaltenteilung abzuschaffen. Er ist dabei schon weit gekommen. Er regiert per Dekreten, also ohne Gesetzgebung durch die amerikanischen Congress. Er hat das oberste Gericht, den Supreme Court, mit Gefolgsleuten besetzt. Militärs, die Nationalgarden, Bildungseinrichtungen werden auf Linie gebracht. Trump will sich nicht kontrollieren lassen. Das ist dann eine Autokratie, eine autoritäre Machtausübung von wenigen über die große Mehrheit.
Ich will in einem Land leben, in dem die Macht der Region beschränkt und kontrolliert wird, und ich mittels freier Wahlen über meine Deputierten in dem Parlament an der Gestaltung mitwirken kann.