Russisches Roulette

Boris Johnson spielt mit der britischen Nation Russisches Roulette. Er hält der Nation die Pistole an die Schläfe und nötigt sie, abzudrücken. Der mögliche Knall ist der ungeregelte Brexit, dessen wirtschaftliche Folgen viele Menschen hart treffen werden. Der Handel, die Güterversorgung mit Lebensmittel und Energie werden in sich zusammenbrechen. Und es wird Jahre dauern, bis die britischen Insel sich davon erholen wird. Den Gambler und Eton-Absolvent Johnson mag das wenig treffen, aber die einfachen Menschen auf den britischen Straßen wird es nicht egal sein. Ganz zu schweigen davon, was es für die Iren bedeuten wird, wenn sie in ihrem Land wieder mit einer harten Grenze konfrontiert sein werden.

Immer mehr wird deutlich, wie teuer die nationalistische Revolte in Europa wird. Im Zeitalter der internationalen Arbeitsteilung bedeutet das Hochziehen von Grenzen Wohlfahrtsverluste und wirtschaftliche Risiken. Es vernichtet Arbeitsplätze. Und im speziellen Fall des Boris Johnsons führt es zu einer Verfassungskrise und zu einer Gefährdung der großbritannischen Nation, die ja nicht nur aus Engländern besteht. Das Mutterland des Parlamentarismus erlebt seine größte Krise, weil Rechtspopulisten die parlamentarische Demokratie egal ist. Aber vielleicht bedeutet diese Krise auch ihre größte Bewährung. Falls es zu Neuwahlen kommt, kann es nur eine Lösung geben.

Wählt ihn ab!

Russian roulette

Boris Johnson plays with the British nation Russian Roulette. He holds the gun to the nation’s temples and presses them to squeeze. The potential bang is the unregulated Brexit, whose economic impact will hit many people hard. Trade, the supply of food and energy will collapse. And it will take years for the British island to recover. Gambler and Eton graduate Johnson may not care, but ordinary people on the British roads will. Not to mention what it will mean for the Irish when faced with a hard line in their country again.

It is becoming increasingly clear how expensive the nationalist revolt in Europe will be. In the age of international division of labor, raising borders means welfare losses and economic risks. It destroys jobs. And in the special case of Boris Johnson, it leads to a constitutional crisis and a threat to the British nation, which is not just English. The motherland of parliamentarism is experiencing its biggest crisis because right-wing populists do not care about parliamentary democracy. But perhaps this crisis also means its greatest probation. If there are new elections, there can only be one solution. Vote out him!

Besoffen

Diese nationale Besoffenheit, in der sich viele heute hineinsteigern, ist auch keine Lösung, weil Saufen am Ende keine Lösung ist. Man kann sich vielleicht eine Zeitlang der Realität verweigern und versuchen eine Welt, die einst war und nun nicht mehr ist, zu bewahren. Aber die Realität ist, dass sich die Welt verändert hat und sich nicht bewahren lässt. Die Brexiteers in UK müssen das nun lernen. Sie müssen lernen, dass der Austritt aus der EU die Probleme nicht nur löst, sondern neue schafft.

Nationalisten sind immer gegen etwas. Sie wollen zerstören, was Jahre dauerte, es aufzubauen. Die EU ist ein Bauwerk, das Jahrzehnte brauchte, es zu errichten. Doch was man mit der EU gewonnen hat, wird nicht mehr geschätzt. Nationale Lösungen können aber internationale Kooperationen nicht ersetzen. Der technische Fortschritt und die internationale Arbeitsteilung lassen sich nicht zurückdrehen. Sie sind Realität. Wenn ein Produkt heute erstellt wird, dann setzen sich ihre Teile aus Komponenten zusammen, die aus der ganzen Welt kommen. Wer also Zollgrenzen erhebt und Mauern an den Außengrenzen errichten will, sperrt nicht nur das aus, was von außen kommt. Denn eine Mauer hat immer zwei Seiten. Sie sperrt auch das ein, was von innen kommt; sie sperrt die Menschen ein, die hinter der Mauer leben, und sie sperrt die Produkte ein, die dahinter produziert wurden. Wer Zölle erhebt, muss an anderen Grenzen Zölle zahlen.

Don Quichotte kämpfte gegen Windmühlen, um sein altes Rittertum zu bewahren. Er sah sie nicht als Windmühlen, sondern als Monster, die seine Welt bedrohten. Doch sein Rittertum war längst untergegangen. Er wollte die neue Realität nicht anerkennen und las die alten Bücher über das alte Rittertum und übersah, dass die Phantasiewelt der Ritter nicht mehr in der realen Welt existierte. Mir kommt es vor, als ob wieder vielen Menschen gegen Windmühlen rennen, anstatt die Zukunft zu gestalten.